Da ich im bereits im August ein Auslandssemester antrete habe ich einen Sonderprüfungstermin heute für die Leichtbau 1 Prüfung bekommen und wollte ein kurzes Protokoll dazu verfassen.
Die Prüfungsatmosphäre ist sehr angenehm. Wer Prof. Mittelstedts Vorlesung besucht ist mit seiner Art ja bereits vertraut. Er weist einen am Beginn der Prüfung daraufhin, dass man möglicherweise unterbrochen wird von ihm. Das mache er nur, weil er genug zu der Frage gehört hat und deshalb weiter machen möchte. Die Prüfungsdauer betrug 20 Minuten. Ich dachte eigentlich es wären 30 Minuten angesetzt. Durch die "kurze" Zeit kamen wir auch leider nur zu zwei Themenschwerpunkten in der Prüfung.
1. Biegedrillknicken
- Welche Stabilitätsfälle kennen sie (nur aufzählen).
- Was ist Biegedrillknicken
- Welche Weggrößen sind wichtig beim Biegedrillknicken
- Welche DGLs beschreiben das Biegedrillknicken
- Praktisches Beispiel wie in der Vorlesung. Beliebiger Querschnitt, beidseitig Gabelgelagert. Welche Randbedingungen herrschen?
- Wie setzt sich die kubische Gleichung zur Bestimmung der Verzweigungslast zusammen? Hier wollte er nicht die genaue Formel wissen, sondern was man daraus ablesen kann und was diese aussagt.
- Wie kommt man auf diese Gleichung?
- C-Profil unter zentrischer Druckbelastung. Welche Stabilitätsfälle können auftreten? Aufzeichnen.
- Warum ist das Biegedrillknicken nach unten, Biegeknicken zur Seite?
Also insgesamt wurde hier schon sehr ins Detail gegangen und wir haben gefühlt 70% der Prüfung nur übers Biegedrillknicken gesprochen. Bei einigen Fragen war ich auch etwas unsicher oder konnte diese nur teilweise oder gar nicht beantworten. Biegedrillknicken ist ja durchaus das komplexeste Thema in Leichtbau 1 und dementsprechend wurde ich etwas unsicher, weil ich dachte wir sprechen für den Rest der Prüfung über nichts anderes mehr.
2. Querkraftschub
- Ein mehrzelliger geschlossener Querschnitt mit Q_z-Belastung wurde aufgezeichnet. Wie gehe ich vor um den Schubfluss zu bestimmen?
- Wie lautet die Gleichung für den Schubfluss?
- Wo würden Sie denn Querschnitt schneiden?
- Verschiebungssprünge treten auf. In welche Richtung?
- Kompatibilitätsgleichung für mehrzellige Querschnitte
- Wie setzt sich der Gesamtschubfluss zusammen?
- C-Profil von oben wieder aufgefasst. Wie sieht der Schubfluss qualitativ aus? Wieso verläuft er wie er verläuft?
- Wie bestimmt man den Schubmittelpunkt
Zum Glück kamen am Ende noch einige einfache Fragen dran. Prinzipiell empfand ich die Prüfung doch als ziemlich anspruchsvoll. Über die grundlegenden Themen wurde gar nicht gesprochen (Balkentheorien, Materialgesetze, Strukturelemente. Torsion...) und selbst bei dem Querkraftschub wurde direkt mit dem mehrzelligen geschlossenen Querschnitt begonnen. Man muss durchaus viel Detailwissen mit in die Prüfung nehmen, um hier mit einer sehr guten Note herauszugehen. Die Notenvergabe war dann doch aber sehr fair in meinem Augen und ich habe eine Note erhalten mit der ich zufrieden bin (1.7). Direkt nach der Prüfung habe ich mit einer schlechteren Note gerechnet, weil ich im ersten Frageblock doch einige Fehler und Ungenauigkeiten hatte. Mit den tiefergehenden Fragen geht es Prof. Mittelstedt offensichtlich nicht darum den Studierenden hier was reinzuwürgen.
Ich kann nur empfehlen die Stabilitätsfälle genau zu beherrschen und auch zu verstehen. Ich habe mich beim Lernen vielleicht zu sehr auf die Grundlagenthemen konzentriert und konnte diese dementsprechend fast schon zu gut. Dann lieber mehr Zeit in die Wölbkrafttorsion, Biegedrillknicken, Kippen und Stabilität investieren. Hier kann man durchaus viele Punkte einsammeln. Wenn man Biegedrillknicken verstanden hat sind Themen wie Materialgesetze und Balkentheorien ja praktisch trivial.