Hallo liebes Forum,
nachdem ich meine Thesis abgeschlossen habe, möchte ich hier "kurz" meine Erfahrungen und Erkenntnisse zur Arbeit mit LaTeX zusammenfassen, vielleicht bringt das euch ja was.
Der Post enthält allgemeine Tipps, Links, Paketvorschläge und vielleicht noch mehr. Da stecken einige Stunden googlen und Verzweiflung drinnen, vielleicht kann ich euch diese ja ersparen.
Die wichtigsten Stichworte sind fett markiert und dienen euch zur Orientierung, worum es in diesem Absatz gehen wird.
Der Text ist aufgrund der Zeichenlimitierung des Forums unterteilt.
Vorab: Viele Institute bieten alternativ Word-Vorlagen an. Für Arbeiten, die hauptsächlich aus Fließtext und ggf. kurzen Formeln bestehen ist die Verwendung von Word kein Problem. Gerade bei langen, komplexen Dokumenten leidet die Performance von Word jedoch erheblich und die Formatierungsmöglichkeiten sind nur mäßig für eine große wissenschaftliche Arbeit ausgelegt. Je nach Thema kann TeX also fast unausweichlich sein, oder ein Umweg der in diesem Fall mehr Aufwand als Nutzen darstellt. Klärt zunächst ab, was sich euer Betreuer vorstellt, denn manche fordern eine der beiden Möglichkeiten fest ein!
Wichtig ist, dass ihr in TeX euer Dokument "programmiert". Keine Angst, das hat nicht viel damit zu tun, soll aber darauf hinweisen, dass ihr ein Programm braucht, dass den Code verarbeitet (z. B. TeXStudio) und ihr euer Dokument nicht dauerhaft und sofort upgedated seht, sondern aus euerem Code ein Dokument erzeugen lassen müsst. Dafür müsst ihr lediglich auf den Kopf "Kompilieren" drücken und ein paar Sekunden warten. Das Dokument kann allerdings nur erzeugt werden, wenn es keine gravierenden Fehler enthält. Aber auch hier keine Angst, das Programm weist euch mit Fehlernachrichten und Beschreibungen i.d.R. relativ eindeutig darauf hin, wo der Fehler liegt und worauf ihr dort achten müsst.
Wie genau das alles funktioniert und zum Einstieg in LaTeX gibt es viele Tutorials, die alles ausführlicher und besser erklären, als ich das im Rahmen dieses Posts könnte. Die Grundlagen sind dabei eigentlich garnicht so kompliziert und es geht auch mit learning by doing und ein bisschen googlen :).
Im Folgenden befasse ich mich nur mit einer Thesis in TeX.
Ich habe meine Thesis mit TeXStudio (Version 3.1.2) und MikTeX geschrieben, das hat für mich super funktioniert und bietet viele Freiheiten.
Retrospektiv würde ich überlegen gleich TexLive anstelle von MikTeX zu verwenden, das ist aber Geschmackssache und beide funktionieren austauschbar.
Bei (Mik)TeX muss man grundsätzlich beachten, dass Pakete teilweise für den User der das Programm ausführt installiert werden, d.h. im Klartext, dass man evtl. mit MikTex (als Administrator gestartet) Pakete runterladen kann wie man will, weil die für den Admin und nicht den aktuellen Windows-Benutzer geladen werden.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit werdet ihr eine vom Institut angepasste Vorlage, die auf tuda-ci basiert, erhalten.
Dazu zwei Sachen:
1. Schaut euch unbedingt an welche Pakete das Institut bereits integriert hat und was welche bereits vorhandene Zeile genau macht. Einerseits um zu verstehen was die Vorlage wirklich kann und wie ihr sie an eure Wünsche anpassen könnt, andererseits um Probleme zu vermeiden. Manche Pakete schließen sich gegenseitig aus oder machen Probleme, wenn sie doppelt geladen werden.
2. tuda-ci wird von den CE-lern und Marei Peischl betreut. Letztere bietet auch eine Sprechstunde an, in der Probleme besprochen und gelöst werden können. Bitte googelt aber vorher ausführlich, so kann die Zeit für wirklich schwerwiegende Probleme genutzt werden.
Außerdem enthält das paket pdfx (nach meinem letzten Stand) ein fundamentales Problem beim Erstellen von Dokumenten im pdfa Format. Setzt also um Probleme zu Vermeiden in der Bearbeitungsphase ruhig die Option pdfa=false und beobachtet das Git von tuda-ci für Updates.
CE-Seite: https://www.ce.tu-darmstadt.de/ce/latex_tuda/index.de.jsp
GIT: https://github.com/tudace/tuda_latex_templates
CTAN: https://ctan.org/pkg/tuda-ci?lang=de
An dieser Stelle sei CTAN noch kurz erklärt: Dort sind eigentlich alle Pakete referenziert und erhalten zusätzliche Informationen wie Website des Enwicklers und Dokumentation(!). Letzere ist besonders interessant, wenn ihr euch neue Pakete holt. Darin findet ihr dann Hinweise zum Setup, vorhandenen Befehlen, ein FAQ, häufige Fehler etc.
Ansonsten zunächst noch ein paar andere Kurzanmerkungen und Tipps:
1. ein meiner Meinung nach guter Leitfaden zur LaTeX Installation
https://sicklinger.com/en/inst…itung-latex-unter-windows
2. Handout und Cheat-Sheet des TU Workshops zu LaTeX
https://openlearnware.tu-darms…es-arbeiten-mit-latex-303
3. mathematisches Symbol gesucht?
Option 1: Wikipedia Liste
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_mathematischer_Symbole
Option 2: Im Browser aufmalen und Bildsuche verwenden
http://detexify.kirelabs.org/classify.html
4. Tabelle (Table) aus Daten generieren:
https://www.tablesgenerator.com/
5. Quellenangabe ohne Citavi etc.:
https://www.literatur-generator.de/generator
Allgemein:
Literaturverzeichnis am Besten mit Biber, das erhält meines Wissens nach aktuell gerade in Foren am meisten Support.
Das PDF an sich kann mit verschiedenen Compilern wie LuaLatex erstellt werden. Davon habe ich aber keine Ahnung, also vorher ggf. selbst mal Vor- und Nachteile durchlesen
Unterteilt euer Gesamtdokument in einzelne .tex Files die je ein Kapitel enthalten und bindet sie mit \input{Beispiel.tex} ein, so ist das Gesamtdokument übersichtlicher und einzelne Zeilen leichter zu finden.
Wichtig dabei ist, dass TeX in dem Order der "Hauptdatei" seine Dateipfade beginnt. Für eine Ordnung der Dateien empfehle ich folgende Ordnerstruktur (beispielhaft dargestellt):
(O) heißt es handelt sich um einen Ordner
- Jeder Strich entspricht der "Unterebene" ---> ist also im darüberliegenden --> enthalten
->Bachelorarbeit (O)
...
-->Bearbeitung (O)
-->CAD (O)
-->Thesis (O)
--->Thesis.tex
--->Abbildungen (O)
--->Anhaenge (O)
--->Kapitel (O)
---->Einleitung.tex
---->Grundlagen.tex
---->...
---->UnglaublichWichtigerTeil.tex
Das Einbinden der Einleitung erfolgt dann über: \input{Kapitel/Einleitung.tex}
Referenzen im Text GRUNDSÄTZLICH mit \ref{xxx:Beispiel} und nicht einfach eintippen, der referenzierte Punkt enthält ein \label{xxx:Beispiel}, das können Bilder, Tabellen, Kapitel sein. xxx am besten für "Typen" verwenden, also pic:, tab: oder so, dann ist die Vorschlagsliste aufgeräumter und man spart sich Arbeit.
Zitate erfolgen normalerweise über \cite[][]{}. In die erste Klammer könnt ihr ein "vgl." für indirekte Zitate packen (keine Ahnung ob das der schönste Weg ist, funktioniert aber super), in die zweite "S.11" als Seitenverweis bei direkten Zitaten. Die geschweiften Klammern enthalten den BibTeX Code euer Quelle (steht in der Datei und in Citavi), z. B. "Meier.1990". So erfolgt die Quellenverwaltung automatisch. BibTeX erzeugt mit \printbibliography dann das Quellenverzeichnis.
Inhalts-, Abbildungs- und Tabellenverzeichnisse entstehen mit \tableofcontents, \listoffigures und \listoftables. Solltet ihr weitere Verzeichnisse benötigen empfehle ich das Package "acro".
WICHTIG: LaTeX durchläuft euer Dokument beim Kompilieren chronologisch, es wird also erst das Inhaltsverzeichnis anhand der letzten Version erzeugt und dann die aktuellen Überschriften betrachtet. Um sicher zu gehen, dass alle Änderungen vorgenommen wurden und ihr die aktuellste Version eures Dokuments betrachtet, solltet ihr folgendermaßen Kompilieren:
1. Vollständiges Kompilieren durch TeXStudio um die gesamte Datei zu erzeugen
2. F8 - aktuellste Literaturdatei mit Biber auslesen
3. Vollständiges Kompilieren durch TeXStudio um die neuen Quellen zu erkennen
4. Vollständiges Kompilieren durch TeXStudio um sicherzustellen, dass aucb nicht chronologisch vorliegende Änderungen aufeinander abgestimmt sind!