erstmal danke für eure Antworten.
es ist natürlich schwierig eine Prozentzahl zu sagen, wie viel des Fachwissens man im späteren Beruf benötigt und es ist bei jedem anders. Für mich kann ich jedoch sagen, bei weitem weniger als 10% auch weniger als 5%.
ich habe die ersten Monate beim DLR gearbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Solarthermische Kraftwerke wo ich auch meine Diplomarbeit gemacht habe. Tendenziell würde ich sagen im Institut kann man recht viel vom Fachwissen gebrauchen, so auch bei mir.
Allerdings habe ich in diesem Bereich keine Zukunft gesehen und habe daher nach etwas neuem gesucht was bessere Perspektiven hat. So bin ich wieder auf mechatronische Systeme als etwas das mich ebenso fasziniert gekommen
Dazu muss man sagen, habe ich alle Arbeiten, Praktika etc. im Bereich solarthermische Kraftwerke gemacht, es war daher nicht ganz einfach, dies in Bewerbungen zu erklären. ich habe etwa 20 Bewerbungen geschrieben und am Ende 3 Stellenangebote gehabt. ich wollte auf jeden Fall in die Industrie.
Bei der Stelle die ich dann angenommen hatte und bis heute noch mache, ist die offizielle Bezeichnung:
Ingenieur Elektrotechnik für die Entwicklung von Embedded Software
gesucht wurde jemand mit 3-5 Jahren Berufserfahrung. Ich war mir ziemlich sicher, dass das eh nicht klappt da ich ja Maschinenbau/Mechatroniker war und kaum Programmierkenntnisse hatte. Da die Stelle so interessant war, habe ich es dennoch versucht.
zu dem Zeitpunkt hatte ich jedoch schon 2 Angebote und habe das beim Bewerbungsgespräch auch gesagt, zumal eines der Angebote sehr interessant war, daher hatte ich keinen Druck mehr. das war sehr positiv im Gespräch, weil man dann viel lockerer ist.
Die angekündigte " zweite Bewerbungsrunde" haben sie daraufhin ausfallen lassen und gleich am nächsten Tag angerufen ich solle nochmal kommen. Beim 2. Bewerbungsgespräch war ich vorher so aufgeregt, dass ich die Autobahn falsch aufgefahren und direkt in den Stau gefahren bin so dass ich mindestens 1h wenn nicht gar 1,5h zu spät kam. auch das ist kein Ausschlusskriterium.
Mein Chef hat mir bei diesem Gespräch zu verstehen gegeben, dass er bereit wäre mich entsprechend einzuarbeiten, er sagte ich müsse mit min 1-1,5 Jahren Einarbeitungszeit rechnen, und ich solle so ehrlich sein und die Stelle auch nur annehmen, wenn ich nicht nach 2 oder 3 Jahren wieder gehe.
Ich bin jetzt also in der Softwareentwicklung/Automatisierungstechnik, also Quereinsteiger. daher hat das Studium für meine jetzige Tätigkeit bzgl des Fachwissens nicht viel gebracht.
Viel wichtiger ist wie gesagt auch mmn das methodische Vorgehen (was ist das Problem/Fehlverhalten? Problem einkreisen, analysieren und Ursache beheben anstatt Symptome zu bekämpfen) dazu ist aber natürlich auch Verständnis über das System erforderlich. Grundlagen sind wichtig, diese fehlen mir etwas, da ich nicht Technische Informatik oder Etechnik mit diesem Schwerpunkt studiert habe was das richtige Studium für meinen jetztigen Job gewesen wäre. Also ich würde sagen Grundlagen sind wichtig, Fachwissen/Vertiefung von der Uni eher zweitrangig.
wichtig auch die Fähigkeit sich selbst fehlende Kenntnisse selbständig anzueignen und Teamfähigkeit ist sehr wichtig, dazu könnte ich einen extra Beitrag schreiben...
Als ich in der Situation war, diese neue Stelle anzunehmen ca 6 Monate nach dem Abschluss, das war alles andere als einfach. Ich habe mir ziemlich Sorgen gemacht und hatte Zweifel ob ich das schaffen kann, da wie gesagt ich die Grundlagen nicht hatte. und ein nochmaliger schneller Wechsel wäre sehr schwer erklärbar geworden. Es war riskant aber im Nachhinein die richtige Entscheidung die ich nicht bereue.
warum denke ich habe ich nicht das richtige studiert? es geht dabei nicht um das oben beschriebene. ob nun Maschinenbau, Etechnik oder Informatik, das eine kommt ohne dem anderen nicht mehr aus. wir sind alles Ingenieure...
doch erkenne ich, dass ich mich auch sehr für Volks- und Marktwirtschaft interessiere, für die Märkte, die Börsen, für Finanzwirtschaft und -politik. ich überlege momentan in ein paar Jahren nochmal einen switch zu machen wenn es geht. ich kann mir nur schwer vorstellen noch weitere 20-30 Jahre Ingenieur zu machen.