Raddynamik :D

  • Hallo zusammen,

    da will ich die Formel gerade so zusammenschreiben und wundere mich, dass ich auf was anderes komme als im Skript.
    Vor allem, dass es mir noch nicht aufgefallen ist im Skirpt, finde ich ein starkes Stück.
    Aber schaut das für Euch auch nach einem falschen Vorzeichen bei R_R aus?
    Signum wegen Raddrehsinn hin oder her! F_x und R_R müssen aber doch immer dasselbe Vorzeichen haben!?
    Ein kurzes "Ja, sehe ich auch so" reicht mir ;)

  • Ich meine, man stelle sich mal ein frei drehendes Rad mit vorhandener Rotationsgeschwindigkeit vor, was man dann auf den Boden absenkt.
    Die dabei entstehenden Kräfte (sowohl Rollwiderstand & Lagerreibung als auch F_x) gehen doch in ein und dieselbe Richtung!?

  • Die Formel auf S. 54 sieht doch zumindest so wie deine aus.

    edit: Hab mich verschaut, da ist ja gar kein Rollwiderstand dabei -.-

    Noch ein Gedanke: Ich meine das Vorzeichen von F_x kann sich ändern zwischen den Situationen "gebremstes Rad" und "angetriebenes Rad". Der Rollwiderstand zeigt aber immer in diesselbe Richtung (solange das Rad vorwärts rollt).

  • Nein, F_x ist in Fahrtrichtung positiv, der Rollwiderstand wirkt aber immer der Bewegungsrichtung entgegen.

    Der Rollwiderstand beschleunigt die Drehung des Rades (nur deshalb drehen sich die Räder einer nicht angetriebenen Achse ja überhaupt richtigrum), bremst aber die Geschwindigkeit des Fahrzeugs.
    Gleiches gilt für die Bremskraft (nur das Bremsmoment ist größer, deshalb dreht sich das Rad dann langsamer).

    Also: Ein positives F_x bremst die Drehung des Rades und beschleunigt das Fahrzeug.
    Eine positive Rollwiderstandskraft beschleunigt die Drehung des Rades und bremst das Fahrzeug.

    Klingt komisch, ist aber so. :D

  • Danke Leute,

    bestätigt mich in meiner Einschätzung, dass das doch garnicht so trivial ist wie's erst ausschaut. Und das an einem einfachen Rad. Was ist da los? :D
    Trotzdem muss ich sagen, habe ich eure Anmerkungen noch nicht vollständig verstanden. Könnt ihr gerad mal Formeln angeben und zu meinem ersten Statement und FKB was sagen? Vielen Dank Euch!

    Edit: Anhang: Erweitertes FKB mit für Drallsatz des Rades zwar unwichtigen Kräften, aber vielleicht hilfreichen Gedankenstützen.

  • Wenn ich dich richtig verstehe, geht es hier um ein Vorzeichenproblem. Wir brauchen folgende Kräfte:
    - F_x, positiv bei Antrieb. Pfeil zeigt in positive x-Richtung.
    - F_z, positiv wenn Bodenkontakt besteht. Pfeil zeigt nach oben.
    - R_r, positiv bei Vorwärtsfahrt. R_r = f_r*F_z, Pfeil zeigt in negative x-Richtung. Hier weicht dein FKB von dem im Skript angenommenen ab.
    - T_w, positiv bei Antrieb, Pfeil entgegen dem Uhrzeigersinn.

    Die anderen 3 Pfeile sind bei dir richtig. Dann ergibt sich:

    [tex]J_w \dot{\omega}_w = T_w + R_r r_{dyn} - F_x r_{dyn} = T_w + r_{dyn} (R_r - F_x) = T_w + r_{dyn} (f_r F_z - F_x) [/tex]

    Hoffe das beantwortet deine Frage.

  • Ich kann mir das irgendwie auch schwer vorstellen, dass R_R in negative x-Richtung positiv sein soll. Wenn ich mir das von speedmax bereits erwähnte frei rollende Rad vorstelle, dann wird es ja vom Rollwiderstand gebremst und bleibt irgendwann stehen. D.h. der Rollwiderstand muss ein Moment entgegen der Drehrichtung des Rades erzeugen. Und das geht doch nur wenn R_R positiv in positiver x-Richtung ist.

    Wenn man sich dagegen die Kräftegleichgewicht in x-Richtung des frei rollenden Rades anschaut, dann muss R_R in negative x-Richtung positiv sein, um das Rad zu bremsen.

    [tex]m \ddot{x} = -R_R[/tex]

    Die Argumentation von Nova87, dass sich das Rad erst durch R_R in die richtige Richtung dreht ist ja auch einleuchtend. Meine erste Überlegung muss dementsprechend unvollständig sein.

  • Wenn das Rad stehen bleiben soll, muss die Kraft auf das Rad doch der Bewegung entgegenwirken.
    Das Rad bewegt sich in positive x-Richtung, also muss der Rollwiderstand in negative Richtung wirken.
    Ansonsten würde es ja immer schneller werden. Guck dir mal den Kräftesatz an. Oder denk über eine nicht angetriebene Achse nach. Die Räder drehen sich ja auch vorwärts, und das hat der Rollwiderstand gemacht.

    Edit: Ah, ich sehe das Problem. Wenn der Rollwiderstand die x-Bewegung von Fahrzeug (und Rad) bremsen soll, muss er in negative x-Richtung zeigen. Dann beschleunigt er aber die Drehung. Beim Fahrzeug habe ich das Bremsmoment, was dem entgegenwirkt, und daher dreht sich das Rad dann langsamer. Wenn ich aber ein Rad ohne alles nehme und es rollen lasse, wird es zwar translatorisch langsamer, aber dreht sich dabei schneller, weil ich kein Gegenmoment habe und der Rollwiderstand die einzige Kraft ist. Das ist in der Tat merkwürdig...

    Trotzdem zeigt der Rollwiderstand nach hinten, da bin ich mir sicher.

    Edit2: Denkt euch folgendes Experiment:
    1.) Wir nehmen ein Rad und stellen es auf die Straße. Durch die Nabe stecken wir eine Stange.
    2.) Jetzt schieben wir an beiden Enden der Stange in x-Richtung des Rades. Der Radschwerpunkt beschleunigt, wird aber durch den Rollwiderstand etwas gebremst.
    3.) Der Rollwiderstand führt zu einer Drehung des Rades, das anfängt zu rollen. Soweit passt alles mit Widerstand nach hinten.
    4.) Jetzt lassen wir die Stange los. Der Rollwiderstand bremst den Radschwerpunkt ab. Auch noch passend.
    5.) Der Rollwiderstand beschleunigt die Drehung des Rades weiter. Das ergibt keinen Sinn. Vermutlich vergessen wir irgendeine Kraft oder ein Moment.

    Ich kann mir eines der folgenden denken:
    - Irgendwo kommt noch ein Reibmoment her.
    - Die Radaufstandskraft geht nicht mehr durch den Schwerpunkt und hat deshalb ein Moment um ihn. Zum Bremsen der Drehung müsste sie sich nach vorne verschieben. Habe aber keine Idee, warum das so sein sollte.
    - Es gibt noch eine Kraft irgendwoher.

  • Das passt ja zu meinem Vorschlag von der nichtzentrierten Radaufstandskraft. Die Bodendruckverteilung ist ungleichmäßig, also hat die Aufstandskraft ein Moment um die Nabe und bremst.
    Die x-Kraft brauchen wir trotzdem noch, sonst wird der Schwerpunkt ja nicht langsamer.

    Danke dafür! Hast du dir das selber überlegt oder wo kommt das her?

  • Das passt ja zu meinem Vorschlag von der nichtzentrierten Radaufstandskraft. Die Bodendruckverteilung ist ungleichmäßig, also hat die Aufstandskraft ein Moment um die Nabe und bremst.
    Die x-Kraft brauchen wir trotzdem noch, sonst wird der Schwerpunkt ja nicht langsamer.

    Danke dafür! Hast du dir das selber überlegt oder wo kommt das her?

    Teil aus RT und den Erklärungen daraus und FF halt und dann alles zusammengereimt.

    Nein, die zusätzliche X -Kraft brauchen wir nichtmehr, da das Moment aus Antrieb, Bremsen und Rollwiderstand den Schlupf erzeugt und damit in F-X resultiert. Stell dir einfach nur vor wir haben weder Antriebs noch Bremsmomente, dann wirkt der Rollwiderstand wie ein Bremsmoment - also gegen die Drehrichtung. Außerdem müssen ja auch alle Kräfte über den Reifenlatsch übertragen werden und das ist eben nur über den Schlupf möglich und damit durch die Momente.

    So hatte ich das aufgefasst.

  • Ich hab auch schon mit dem Schlupf rumprobiert, aber da kam nix gescheites raus. Schlupf heißt ja Relativbewegung Latsch - Straße und das ist es ja, was bei Coulombscher oder viskoser Reibung letztlich bremst.

    So wie du es erklärst, ergibt es Sinn. Danke.

  • Jetzt mal ohne Flachs :)

    1. der Rollwiderstand gemäß S. 47 ist doch auf Gesamt-Fahrzeugebene gedacht.
    Der wird ja durch das Abrollen von 4 (!) Rädern aufgebaut.


    Wenn ich das nun auf den Rollwiderstandsanteil, den ein (!) Rad aufbringt, runterrechnen will, muss doch da auch noch ein Faktor "1/4" vorkommen !?!?

    2. Und warum soll eigentlich r_dyn der richtige Faktor zum Multiplizieren sein?!?
    Das haben wir bis jetzt immer gutgläubig dem Skript geglaubt, aber wo ist denn eigentlich der Sinn, dass man R_R (Rollwiderstand für's Gesamt-Fahrzeug) auf einmal mit einem Hebelarm r_dyn multipliziert!?! R_R greift doch eben nicht wie von mir vorher fälschlicherweise eingezeichnet in horizontaler Richtung am Latsch an!!!
    Woher kommt das überhaupt, dass da r_dyn eine Rolle spielen soll!?!?
    ---------------------------------------------------------------
    3. Dass der Rollwiderstand am Rad durch ein Moment repräsentiert werden kann, leuchtet mir ein.
    Raddruckbodenverteilung und so. Stimme ich zu.
    ---------------------------------------------------------------
    4. Zu meinem Gedankenexperiment oben mit dem in der Luft frei rollendem Rad:
    Ich glaube, das hat nichts mit dem Rollwiderstand zu tun (Der Reifen verformt sich ja garnicht!!!), sondern mit der Lagerreibung, wie sie z.B. als "M_BF" auf S. 54 im Skript berücksichtigt wird. Diesen Aspekt haben wir hier noch rausgelassen. Aber spielt auch erstmal keine Rolle, denke ich! Oder etwa doch? *grübel* Der Rollwiderstand ist doch das, was ich messe, wenn das Auto ausgekuppelt frei rollt. Dann müsste eigentlich der Rollwiderstand die Lagerreibung zusätzlich enthalten? Jetzt wird's kompliziert... (als ob's das nicht schon wäre).

    ----------------------------------------
    Was meint Ihr zu all diesen Gedanken? Bitte um Statements!

    Btw: Gute Diskussion hier! Chapeau!
    ----------------------------------------
    ----------------------------------------
    ----------------------------------------

    EDIT: Ah ok, der Faktor "1/4" kommt ja durch F_z rein, was bei einem Rad entsprechend weniger ist! Also streicht den 1. Punkt!!!