Erfahrungen Biomaterialien & Tissue Engineering

  • Leider kann ich das Fach nicht so uneingeschränkt weiter empfehlen wie andere hier im Forum. Ich habe es dieses Semester belegt und es gibt ein paar Punkte, mit denen ich nicht so zufrieden bin.

    Alles in allem muss man sagen, dass Prof. Blaeser sehr begeistert von dem Fach ist und die generelle Atmosphäre in der Vorlesung sehr angenehm ist. Die Inhalte an sich sind interessant und es ist mal was anderes als die anderen klassischen WPB2 Fächer, weswegen ich die Vorlesung zum Hören durchaus spannend fand. Aus all dieser Begeisterung resultiert allerdings ein sehr hohes Tempo in der Vorlesung sowie ein großer inhaltlicher Umfang und eine hohe inhaltliche Tiefe.


    In der Prüfung wird der Stoff dann auch mit dieser Tiefe abgefragt, sodass es nicht ausreicht die Konzepte und Zusammenhänge verstanden zu haben, sondern jedes kleinste Detail der Folien abgefragt wird.

    Sowohl in der Prüfung als auch der Vorlesung kam der Tissue Engineering Teil meiner Meinung nach zu kurz, es ging hauptsächlich doch um Biologie und die Theorie hinter dem Thema Biomaterialien.

    Die Noten zur Prüfung sind noch nicht da, aber nach meiner Einschätzung ist es leicht eine mittelmäßige Note zu bekommen, für gute oder sehr gute Noten muss man die Folien mehr oder weniger vollständig auswendig gelernt haben.

    Ein weiterer Punkt, der mich insbesondere in Vorbereitung auf die Prüfung gestört hat, war der Sprachenmischmasch aus Deutsch und Englisch. Während die Folien auf Englisch sind, wird die Vorlesung auf Deutsch (der eigenlichen Modulsprache) gehalten. Die Fragen in der Prüfung waren auf Deutsch und Englisch gestellt, die Antwortmöglichkeiten im Multiple Choice Teil, der immerhin 48% der Klausur ausmacht, waren allerdings nur auf Englisch gegeben. In Kombination mit der hohen Dichte an unbekannten Fachbegriffen aus der Biologie, die in der Vorlesung teilweise gar nicht erläutert wurden, hat das das Verständnis nicht unbedingt erleichtert.


    Zudem fehlt meiner Meinung nach eine kritische Auseinandersetzung mit den in der Vorlesung häufig vorkommenden Tierversuchen. Ich verstehe, dass Tierversuche Teil des medizinischen Fortschritts sind, der in der Vorlesung vorherrschenden Betrachtung von Tieren als Rohstoff, der dabei "verwendet" wird, stehe ich allerdings kritisch gegenüber.

  • Kann mich dem Erfahrungsbericht grundsätzlich anschließen. Ich fand die Vorlesung zu großen Teilen sehr interessant, gerade auch deswegen, weil man mal etwas mehr oder weniger komplett neues lernt. Ich würde sie deswegen auch weiterempfehlen. Während die Vorlesung sehr interessant war, war das Lernen eher langweilig, für meinen Geschmack war sehr, sehr viel stumpfes Auswendiglernen gefordert.


    Man muss sich im Klaren sein, dass die Stoffülle wirklich enorm ist. Im Schnitt hatte eine Vorlesung etwa 80 Seiten, die auch größtenteils sehr voll waren. Ingesamt gab es 12 Vorlesungen. Der wahrscheinlich meist genutzte Satz von Prof. Blaeser in der Vorlesung war "Das können Sie sich zuhause nochmal genauer anschauen.", womit dann teilweise ganze Folien geskippt wurden. Das wäre soweit kein Problem, wenn in der Prüfung auch nur das abgefragt werden würde, was in der Vorlesung explizit besprochen wurde, ich hatte aber das Gefühl, dass teilweise auch eigenes Einlesen erfordert wurde. Allgemein habe ich mich schwergetan damit, worauf ich beim Lernen den Fokus legen sollte, auch wenn Prof. Blaeser während der Vorlesung oft Hinweise dazu gegeben hat (e.g. "könnte durchaus sein, dass Sie in der Prüfung mal sowas bekommen" etc.). Das ist natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass es sich um ein relativ neues Modul handelt und noch keine Gedächnisprotokolle zur Verfügung standen. Rückblickend würde ich mir außerdem die in der letzten Vorlesung behandelten Fragen ganz genau angucken, diese kamen teilweise 1 zu 1 so in der Prüfung dran.


    In der Prüfung selbst gab es tatächlich Fragen, die extrem in die Tiefe gingen und die ich beim Lernen explizit ausgelassen habe, da ich mir dachte niemals fragt der das so genau ab. Beispiele hierfür sind die chemischen Bezeichnungen bestimmter biodegradierbaren Kunststoffen, aus welchem Metall genau bestimmte Implantate gefertigt werden (stents) oder welche Detergenzien zum Ausspülen von Herzzellen vervendet werden. Allerdings gab es auch einen erheblichen Anteil an Fragen, der geschenkt war (vor allem die Rechenaufgaben). Zeitlich hatte ich überhaupt keine Probleme, die Prüfung ging nur eine Stunde und ich war nach etwa 45 Minuten fertig.

    Ich hätte mir auch einen etwas stärkeren Fokus auf den technischen Fertigungsverfahren gewünscht.

    Meine Einschätzung wäre, dass man relativ gut eine 2,x schafft und sehr schwer eine 1,x, genaueres sehen wir, wenn die Noten raus sind. Ich werde den Schnitt auf jeden Fall im Nachgang hochladen, das ist ja einer der wichtigsten Faktoren bei der Modulauswahl.


    Die Sache mit dem sprachlichen Mischmasch hat mich auch genervt, das ist aber irgendwie allgemein ein TU Problem. Alle Module, die ich im Master hatte, welche englische Foliensätze hatten, wurden trotzdem weiterhin in deutscher Sprache gehalten. Besonders negativ ist mir da die Vorlesung "Sichere Avioniksysteme" im Gedächtnis geblieben, wo die Folien alle auf Englisch waren und es keine Vorlesungsaufzeichnungen gab, sodass ich selbstverständlich auf Englisch gelernt habe. Die mündliche Prüfung war dann auf Deutsch. In Biomaterialien und Tissue Engineering habe ich es so gehalten, dass ich einfach alles auf Englisch gelernt habe, und in der Prüfung auch nur Englisch geschrieben habe.


    Ich finde nicht, dass in der Vorlesung eine kritische Auseinandersetzung mit Tierversuchen gefehlt hätte, es handelt sich ja nicht um eine Ethik Vorlesung. In Einführung in die BWL wird auch keine Kapitalismuskritik behandelt.

    Ich habe teilweise auch eine etwas ablehnende Reaktion zu den beschriebenen Tierversuchen gehabt. Insbesondere bei der Beschreibung von einem, wo die Luftröhren von Kanninchen durch Implantate ersetzt wurde und die Zeit bis zu ihrem Tod getrackt wurde (inklusive Bild der Haupttodesursache von zugewachsenen Luftröhren, während Prof Blaeser auf der Tonspur ganz trocken von Granulationsgewebe spricht) musste ich erstmal schlucken. Man muss sich aber vor Augen führen, dass der Großteil der im Hörsaal sitzenden Studenten Fleisch essen, und somit direkt eine Industrie stützen, die für ein Millionenfaches des Tierleids von Tierversuchen verantwortlich ist.
    Nichtsdestotrotz hätte man zu der Rolle von Tierversuchen in der medizinischen Forschung durchaus einen Abschnitt in der ersten Vorlesung machen können, in der auch nicht prüfungsrelevante Themen wie die Geschichte von Biomaterialien behandelt wurden. Darüber hinaus würde diesbezüglich eine etwas empathischere Ausrucksweise von Prof. Blaeser sicher nicht schaden, der Tierversuche tatsächlich immer sehr objektiv und "kalt" beschrieben hat.


    Ich werde später meinen Foliensatz mit Notizen hochladen, ich habe dort auch die Folein gekennzeichnet, die Prof. Blaeser als besonders prüfungsrelevant beschrieben hat.

    Ich habe außerdem ein Gedächtnisprotokoll geschrieben, das ich nach der Einsicht hochladen werde. Falls es jemanden gibt, der mir dabei helfen würde, es ein bisschen vollständiger zu machen, schreibt mich gerne an.


    Edit: Noten sind raus, kann das Fach nicht mehr empfehlen. Schnitt 2.8, 1/25 Personen hat eine 1.x, nur 2 Leute haben eine 2.0. Wenn man aus reinem Interesse die Vorlesung hört auf jeden Fall empfehlenswert, ich fand sie wie gesagt sehr interessant. Aber die Noten sind meiner Meinung nach eine absolute Frechheit, gerade für den Aufwand und 4CP.

  • Hi Felix, hast du noch deinen Foliensatz mit Notizen zur Verfügung? Wurde gerne einen Blick auf den Vorlesungsinhalt werfen :)

    Falls ja, würde ich mich freuen, wenn du es in der Filebase hochladen könntest. Es gibt für Biofabrication und 3D printing einen Filebase. Da sind auch schon Gedaechnisprotokolle zur Klausur, Biomaterialien und Tissue Engineering hochgeladen worden.

    Vielen Dank :)